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Heimatkunde-Sommer-Schmuggeltour

mit den Arzfelder Landfrauen am 15.08.2021

Bei herrlichem Sonnenschein trafen sich 10 Teilnehmer aus dem LFV Arzfeld in Roth bei Prüm am frühen Sonntagmorgen. Die Gästeführerin Wilma Rüber begrüßte die Gruppe nicht mit einem Sekt, sondern mit einer Tasse Muckefuck gemäß dem Motto der Tour, Muckefuck wurde getrunken und Bohnenkaffee getauscht ​.Ausgestattet mit Outfits der 50er Jahre fuhr die Gruppe an den Auwer-Stausee der bedingt durch die Flutkatastrophe leer gelegt war.

Dort begann die Schmuggeltour und Wilma lud die Teilnehmer ein auf einen Rückblick in die Vergangenheit ins Ende der 40er Jahre. Packend und interessant erzählte sie überlieferte Geschichten von Schmugglern, Grenzern und Zöllnern, entlang der Deutsch-Belgischen Grenze. Täglich waren Schmuggler unterwegs, am besten in der Dunkelheit, bei Nacht und Nebel um nicht von den Zöllnern erwischt zu werden. Im Rucksack war alles was Hof, Stall und Garten hergab nur um an den wertvollen heißgeliebten, teuren Bohnenkaffee zu kommen. Es wurden auch lebende Ferkel, am besten Muttertiere, auf dem Rücken transportiert. Diese wurden mit Schnaps ruhig gestellt das sie die Schmuggler nicht in Gefahr brachten, erwischt zu werden. Wurde jemand erwischt kam er ins Prison nach Schönecken und war für lange Zeit von zu Hause weg und fehlte überall. Ein Ferkel brachte 2-3 Pfund Kaffee. Die Ãœberlieferungen berichten auch darüber das viele Schmuggler ihr Leben und ihre Gesundheit riskierten, es ging über Stock, Stein und durch den Auwbach, bei Hitze und Kälte. Aufgeräumte Wälder, Wanderwege und Brücken gab es nicht, nur Gestrüp und die Zöllner die patrouillierten. Oft wurde auch Schmuggelgut schnell versteckt um es später wieder abzuholen, wenn der Zoll es nicht konvisziert hatte. 

Im belgischen Ort Weckerath 1,5 km von der Grenze waren wir die Teilnehmer der Schmuggeltour gefordert die Waren zu tauschen. Wilma hatte verschiedene Schmuggelgüter verteilt, wie Eier, Wurst, ein Ferkel, Besteckteile und Haushaltssachen. Es wurde gefeilscht und gehandelt bis jeder den heißersehnten Bohnenkaffee ergattert hatte. Für den besten Händler gab es belgische Schokolade. Die Wandergruppe nahm sich die verdiente Pause nach den steilen Aufstieg in den Ort. Wir erfuhren von Wilma wie schwierig es war auch ohne Schmuggeln die Grenze zu passieren. Das Zollamt in Schönecken stellte Passagierscheine für einen Tag aus um jemanden zu besuchen. War man bis 12 Uhr nicht zurück war man straffällig und wurde eingesperrt.

Auf einem andern Weg führte uns Wilma zurück an den Ausgangspunkt. Jetzt war die Frage, was machte man mit dem wertvollen Bohnenkaffee. Dieser wurde auf keinen Fall im Haushalt verbraucht sondern weiter getauscht gegen Wolle, Leinen, Stoffe und lebenswichtige Waren. Zu Hause hatte man ja den billigeren Muckefuck, um jetzt wieder an den Anfang der 8 km langen Schmuggeltour anzuknüpfen.

Dank Wilma Rüber tauchten die Landfrauen in eine entbehrungsreiche Zeit ein. Die Fotos dieser Zeit waren Zeitzeugen, die Überlieferungen waren echt, ein klein wenig gab es auch Anekdoten, Gedichte und Flunkereien.

Wir haben auch erfahren wie der ganze Bohnenkaffee "nicht einfach Kaffee" nach Belgien kam.  Belgien hatte 80 Jahre bis 1960 eine riesige Kolonie in Afrika, genannt Belgisch-Kongo.

Text: Anna-Maria Meyer


 

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